2024-10-18 Martin Lajtman Trio Bericht
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Vilshofener Anzeiger vom 23. Oktober 2024, Bericht: Thomas Krenn
Ein magischer Start
Herbstlaub-Festival: Martin LajtmanTrio begeistert mit Vilshofener Eigengewächs
Pleinting. Mit einem musikalischen Höhepunkt eröffneten die Jazz-und Musikfreunde Vilshofen am Freitagabend ihr kleines aber feines Festival „Herbstlaub 2024“. Das Martin Lajtman Trio, bestehend aus dem kroatischen Pianisten Martin Lajtman, dem ebenso aus Kroatien stammenden Bassisten Hrvoje Kralj und dem international erfolgreichen Schlagzeuger Sebastian Baumgartner aus Aidenbach, präsentierte in der Alten Kirche einen ganz eigenen Sound. Dieser zeichnete sich durch ein besonders feinfühliges Zusammenspiel und stetige Neuinterpretation von Form und Struktur aus.
Für die Jazz- und Musikfreunde ist es eine Obsession, „den Leuten näher zu bringen, wie schön und vielfältig Jazz ist,“ erklärte Peter Wallner, 1. Vorsitzender des seit mehr als 40 Jahren etablierten Vereins. Die Musik des Martin Lajtman Trios werde stark von den atmosphärischen Klängen des ECM-Plattenlabels inspiriert, von Musikern wie beispielsweise Keith Jarret, wie Sebastian Baumgartner es selbst beschrieb: „Jazz mit europäischem Einschlag.“
Das Programm, das in zwei Sets unterteilt war, umfasste sowohl Eigenkompositionen von Martin Lajtman als auch komplett offen gespielte Jazzstandards. Baumgartner ging es auch um eine konzertante Klangkultur und Klangästhetik. Es war ein intimes und fesselndes Erlebnis ihren Auftritt live in der Alten Kirche zu erleben. Martin Lajtman, einmal introvertiert, seine Schultern leicht nach vorne geneigt, am Klavier sitzend, in sich versunken, als würde er mit jedem Tastenanschlag in eine innere Welt eintauchen. Dann saß er wieder aufrecht vor dem Klavier. Seine Finger flogen über die Tasten mit einer Energie, die den Raum ausfüllte. Die Klänge seines Klaviers wurden lebendig und dynamisch. Hrvoje Kralj griff kraftvoll in die dicken Saiten seines Basses. Er verlieh der Musik eine solide Basis, als ob er den Boden selbst zum Schwingen brachte. Im nächsten Moment wechselte er mühelos zu einer sanften, fast flüsternden Spielweise. Seine Finger glitten behutsam über die Saiten, und die tiefen Töne des Kontrabasses trugen eine zarte Melancholie in sich. Sebastian Baumgartner wechselte mühelos zwischen verschiedenen Sticks und Besen. Manchmal spielte er sogar mit seinen bloßen Händen, um den Klang seiner Trommeln und Becken zu formen. Mit präzisen Blicken und subtilen Gesten führte er das Trio. Seine Augen folgten aufmerksam den beiden Musikern und durch kleine Signale leitete er seine Mitspieler durch komplexe rhythmische Wechsel oder dynamische Höhepunkte. Baumgartner hielt die Musik zusammen, während er gleichzeitig Raum für kreative Freiheit und spontane Improvisation schuf.
Im Jazz beruht alles auf Improvisation. „Wir horchen beim Spielen aufeinander, wissen oft im vornhinein nicht wie wir anfangen und wo wir dann rauskommen. Das entsteht alles in einem ständigen Gespräch untereinander,“ beschrieb Sebastian Baumgartner das Zusammenspiel des Martin Lajtman Trios. Seine Musikerfreunde lernte er im Studium kennen. Die drei haben zu Unizeiten zu spielen begonnen und es ergeben sich immer wieder Projekte, weil es menschlich und musikalisch funktioniert. Fünf Jahre verbrachte der 25 jährige Profischlagzeuger in Graz, seit einem Jahr lebt er in Wien. „Das färbt ab,“ lachte er und erzählte mit österreichischem Akzent von seinem Werdegang. Als 17-Jähriger habe er als Schlagzeuger bei der Jeremias Flickschuster Jazzband angefangen. Das war die Band, mit der Baumgartner seine ersten Berührungspunkte zum Jazz hatte. „Die Band kennt man lokal im Umkreis und man weiß, dass vielleicht nicht immer alles so läuft wie ausgemacht. Da ist viel Spontanität gefragt.“ Das hat bei Sebastian Baumgartner die Neugier geweckt, diese Musik mit ihren Improvisationen zu verfolgen. Es ist ein Traum für ihn, dass er jetzt seinen Lebensunterhalt „allein durch die Spielerei“ bestreiten darf. Jedes Mal, wenn er zurück in seine Heimat kommt und Freunde der Jeremias Flickschuster Jazzband trifft, sagt er ihnen: „Hey Leute, dass ich da bin wo ich bin, habe ich zu einem großen Teil euch zu verdanken.“
So zeigte sich der international erfolgreiche Schlagzeuger auch in der Alten Kirche demütig und dankbar gegenüber dem Publikum und den vielen anwesenden Musikerfreuden der Jeremias Flickschuster Jazzband. Wolfgang Müller, 2. Vorsitzender der Jazz- und Musikfreunde und Peter Wallner spielen bei den Jeremias Flickschustern. Beide freuten sich über die enge Verbindung zu Sebastian Baumgartner und bewunderten seinen Mut, als Profimusiker durchzustarten.
Erst nach einer begeisterten Zugabe entließ das Publikum das Martin Lajtman Trio.
Am 25. Oktober geht es weiter mit dem Festival „Herbstlaub 2024“, das unter dem Motto steht „Musik ist bunt“. Diknu Schneeberger, einer der Großmeister der Gypsy-Jazz-Szene, kommt mit seinem Trio in die Alte Kirche nach Pleinting. Am 8. November folgt Lisa Wulff. Sie hat sich ein buntes Trio aus eigensinnigen Musikern zusammengestellt, die ihren Kompositionen die richtigen Farben verleihen.
Und hier noch Impressionen von Michaela Roth-Haslbeck, vielen Dank Michaela!