Herbstlaub 2012

HERBSTLAUB 2012

Schwankende Besucherzahlen, toller Jazz (Vilshofener Anzeiger, 3. Oktober 2012)

„Herbstlaub“ der Jazz- und Musikfreunde sorgte zum dritten Mal für vier Auftritte an zwei Tagen

Vilshofen.Vielfalt war groß geschrieben bei der diesjährigen Konzertreihe „Herbstlaub“. Von Auftritt zu Auftritt wurde an beiden Tagen die Musik jazziger, öffneten sich Türen in neue musikalische Räume. Die Besucher gingen gerne mit, aber wagten sich nicht überall hinein. So kamen am Freitag 120 Zuschauer ins Atrium, am Samstag waren es nur 30. Die Aussicht auf melodiöse Wiener Kaffeehausmusik und Latin Jazz hatte zum ersten Abend so viele Gäste gelockt wie im Vorjahr an beiden Veranstaltungstagen zusammen. Am Samstag stand exzellenter, aber auch anspruchsvoller Jazz auf dem Programm – da blieb das „erlesene“, aber umso applaus-freudigere Publikum weitgehend unter sich. „Das ist schade, aber es war dennoch ein sehr beeindruckender Abend“, sagen die Programmmacher Christian Eberle und Peter Wallner. Die beiden Vorstände der Jazz- und Musikfreunde sind begeistert von den Bands und haben den Kopf voll mit neuen Ideen und interessanten Künstlern, die heuer nicht kommen konnten, aber vielleicht im nächsten Jahr. „Es wird in jedem Fall weitergehen!“, versicherten sie mit Nachdruck am Ende der dies-jährigen Herbstlaub-Konzerte. herbstlaub 2012 small
Quicklebendig war am Freitag die Mini-Veranstaltungsreihe der Jazz- und Musikfreunde in ihre dritte Auflage gestartet. „Breins Café“ gönnte sich und dem Publikum nur kurze Ausflüge in Kaffeehaus-Seligkeit. Vielmehr sprühte das Trio um den österreichischen Kontrabassisten Georg Breinschmid nur so vor musikalischem Witz und Einfallsreichtum. Gemeinsam mit Mario Forte (Violine) und Antoni Donchev (Piano) machte der Mann mit dem blauen Hut klar, dass Musik vor allem eines ist: lebendig. Rhythmisch vertrackt und rasant waren seine Eigenkompositionen, zu denen auch eine augenzwinkernde Ode an die Dissonanz gehörte. Vom Wiener Schmäh über Balkan-Sound bis bis hin zu atem-beraubenden Jazz-Improvisationen in irrwitziger Höhe führte er den Geiger, während er selbst mit seinem Bass verträumt Zwiesprache hielt. Eine Nummer größer – und lauter − war der zweite Teil des Abends mit der Bigband Piu Piu. 18 Männer und eine Frau nahmen das Publikum mit auf eine Reise in die Welt des Latin-Jazz. Die Bandmitglieder um den Schlagzeuger Gerwin Eisenhauer und den Pianisten Uli Forster kommen aus dem Raum Regensburg, haben aber eine Vorliebe für satten Karibik-Sound. Der kam an im Atrium.
Kontrastreich gestaltete sich auch der Samstag. Beeindruckend war der Auftakt mit Johannes Faber, der, ganz Profi, die rund 30 Zuhörer genauso wichtig nahm wie ein vollbesetztes Haus und mit seiner virtuos gespielten Trompete selbstvergessen in die Musik eintauchte. Seine Eigenkompositionen so-wie die des Pianisten Fausto Ferraiuolo waren eingängig und funkelnd in alle Richtungen, präsentierten aber auch jazzige Evergreens mit überraschend anderem Kick. Kongenial begleitet wurde er von der italienischen Band „Artnam Mantra“. Doch nicht nur als Musiker, auch mit seiner Stimme überraschte Johannes Faber. Eine Stimme, die aus den Tiefen des Waldes zu kommen scheint und prädestiniert für Jazz ist. Eine Stimme, die aber auch in einem formidablen Sprechgesang ins Mikrofon schwappt und hechelt und eine herrliche Kakophonie entfachte. Schelmisch präsentierte er dann in der Zugabe seine Antwort auf das australische Didgeridoo: vier Plastikabflussrohre – „Im Baumarkt gekauft und unbenutzt!“ – die er mit Mund-stück versah und denen er spannende Töne entlockte. Eine Stunde später und eine Generation jünger stellte sich „MSV Brecht“ auf die Bühne des Atriums. Da hieß es dann sich wieder neu einnorden − und auf-horchen. Junger deutscher Jazz, der unbekümmert Anleihen entnahm aus Folklore und Rock, mit Loop und harten Schlagzeugsoli experimentierte, doch überraschend melodiös war. Seit fünf Jahren spielen die jungen Männer – Timo Voll-brecht, Hanno Stick, Bernhard und Peter Mayer – zusammen, haben sich mit ihren Nachnamen den Bandnamen gebastelt und komponieren ihre Stücke durchgängig selbst. Sphärische Klänge, die den Duetten von E-Gitarre und Saxophon entsprangen, schafften epische Klang-landschaften, in die man sich einfinden musste, die die Zuhörer dann jedoch mit auf die Reise nahmen. „Das wird eine Gruppe sein, die in den nächsten Jahren so richtig groß herauskommen wird“, prophezeite Christian Eberle. Die Gelegenheit, sie in Vilshofen zu hören, hat der Verein der Jazz- und Musikfreunde den Vilshofnern geboten. Und auch im kommenden Jahr wer-den sie Musikerlebnisse präsentieren. Nicht erst bei der 4. Herbstlaub- Konzertreihe, sondern schon zuvor beim Jubiläum des Vereins im März, wenn Rebekka Bakken, Shootingstar der Jazzszene, auftreten wird. Weitere Informationen unter http://www.jazz-vilshofen.de/.
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An dieser Stelle wollen wir, die Jazz- und Musikfreunde Vilshofen, unseren diesjährigen Sponsoren großen Dank aussprechen, denn ohne diese Sponsoren wäre die Veranstaltung so nicht möglich gewesen. Herzlichen Dank und wir hoffen natürlich, dass wir auch im nächsten Jahr wieder bei Ihnen anklopfen dürfen.
Stadt Vilshofen, Stadtwerke Vilshofen, E.ON Bayern AG, Fensterfabrik W. Niederhofer GmbH, Landkreis Passau, Raiffeisenbank Vilshofener Land eG, Volksbank Vilshofen eG, Kontron Europe GmbH, Maier Mineralöle GmbH, Fliesen Lang GmbH