Jazz in der Wurzn: The Ramblers, 28. Jan. 2012

The Ramblers brachten am 28. Januar 2012 den Blues in die Wurz‘n

 

So voll war die Wurz’n schon lange nicht mehr. Blues sei „nicht nur ein Musikstil, sondern ein Zustand der vom Herzen kommt“ wurde das Konzert mit den „Ramblers“ aus München beworben. Dazu ein Foto von vier martialisch dreinschauenden Kerlen, denen im Dunkeln zu begegnen man sich nicht wünscht. Das hat das Publikum wohl angezogen.

Nun, das mit dem Foto war ein bisschen geschummelt. Bei (Wirtshaus-) Licht betrachtet war da zwar vielleicht Lebenserfahrung, aber sicher nichts düsteres in den Gesichtern zu erkennen.

img_1282b1 img_1276b1

Das mit dem Zustand, der von Herzen kommt,  bestätigten die Ramblers aber voll und ganz.

Handgemachte Musik gab’s zu hören. So wie sie eigentlich auch spontan an jeder Straßenecke Chicagos entstehen könnte. Geradlinig, echt, ohne Filter. Statt auf einem Schlagzeug wird auf einer Cajon – einer Holzkiste - getrommelt, die Rhythmusgitarre übernimmt den Basspart, Blasinstrument ist die Mundharmonika. Als einziges „neuzeitliches“  Gerät kommt die elektrische Gitarre zum Einsatz, aber die hat ja auch schon B.B. King in die Bluesmusik eingeführt, und das war in den 1950ern.

Auf der Basis der kräftig treibenden Rhythmen von Percussionist Noah Psunkewicz und dem vom  Gitarristen Mario Spelthan ausgelegten Bassteppich, haben Stromgitarrist Reinhard Soll und Hubert Hofherr auf seinen über 50 (!) mitgebrachten Mundharmonikas („Harps“) ausreichend Gelegenheit, ihre weitreichenden melodischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Während Soll die Gitarrensaiten mal schrill kreischen und ein anderes Mal jammernd jaulen lässt, gönnt Hubert Hofherr sich und dem Publikum sanfte, winselnde, schwitzende und stampfende Einwürfe und Soli. Den Gesang dazu gibt‘s abwechselnd von Hofherr, Spelthan oder Soll, je nachdem, ob gerade die  sanfte, kräftige oder rauchig-kehlige Variante gefragt ist. Und wenn’s passt wird auch mal zu dritt im Satz gesungen. Ein sehr abwechslungsreiches Konzert. Hut ab! Viel Muddy Waters steht auf dem Programmzettel, aber auch die Rolling Stones, Eric Clapton und Elvis Presley. Dazwischen Hubert Hofherr solo an den Harps mit einer Sonny Rollins-Nummer.

Die Zuhörer sind begeistert. Gleichzeitig gefühlvoll und unkompliziert kommt die Musik an. Wie der Blues eben ist.  Da darf der Sänger sagen wo‘s weh tut, klagen, jammern und am Schluss die ganze Traurigkeit rausschreien, auf dass vielleicht alles besser wird.

Das Besondere am Blues sei, „dass immer eine Geschichte erzählt wird, die dir und mir passieren kann“, erklärt uns ein Fan in der Pause. Ist nicht neu, stimmt aber. (PNP vom 31.01.2012)