Jubiläumskonzert 2. Oktober 2015 New Orleans City Stompers & Jeremias Flickschuster Jazz Big Band & Friends

Bericht aus der PNP vom 5. Oktober 2015 von Helmuth Rücker, Bilder:  Michaela Roth-Haslbeck

Alte Herren mit großer Leidenschaft

Jazz- und Musikfreunde feierten ihr 50-jähriges Bestehen – zwei sind noch heute dabei–Konzert im vollen Atrium

Die Jazz- und Musikfreunde Vilshofen feierten am Freitagabend ihr 50-jähriges Bestehen. Sie luden sich dazu keine Jazz-Größe ein, wie sie das früher einmal sehr erfolgreich getan hatten, sondern bestritten das Jubiläumskonzert selbst. Wer so viel Leidenschaft für Musik hat, wer mit solcher Lust ein Instrument spielt, der mag selbst auf der Bühne stehen.
Es war ein tolles Geburtstagsgeschenk an sich selbst und an die 400 Zuhörer, die ins Atrium gekommen waren. „Ein Traum“, schwärmte 2. Vorstand Peter Wallner. „Ein Konzert von uns und wir müssen zusätzlich Stühle holen.“ Vergessen sind die schmerzlichen Momente, in denen das erstklassige Konzert-Angebot nicht so stark angenommen wurde. Gekommen waren zum Geburtstagsfest alte Wegbegleiter, einstige Akteure, auch Stadträte und Sponsoren.
In den Hut, der rundumging, wurden bevorzugt Scheine gelegt, Eintritt war ja keiner verlangt worden. Landrat Franz Meyer und Bürgermeister Florian Gams hatten Schecks mitgebracht. „Ihr seid ein Aushängeschild der Kulturschaffenden in Stadt und Landkreis“, wurden die Musiker gelobt.
Im Mittelpunkt des Abends standen drei alte Herren, Dinosaurier der Jazz-Leidenschaft in Vilshofen: Horst Müller und Luwerl Wittmann sind von Anfang an dabei, sie haben die Bands ins Leben gerufen, und Bert Umminger, der zwei Jahre später zu der einst wilden Pfadfinder-Truppe stieß. Ihm, dem Physik und nicht Musiklehrer, ist es zu verdanken, dass die Jeremias Flickschuster Big Band so grandios da steht. Er schreibt die Stücke den Musikern auf den Leib, er schafft eine wunderbare Harmonie.
Sängerin Gerti Raym bestätigte das in ihrem kurzen Auftritt „Das ist mir nie wieder so passiert. Danke, Berti.“
Dieser Unruhegeist Umminger eilt zwischen Mikrofon, der Tastatur am Flügel und dem Dirigieren hin und her. Er fetzt, er springt, er freut sich, dass alles so ist, wie es ist. „Das ist keine Band, das ist ein Zustand“, hat er einmal gesagt. Deswegen können sie nicht aufhören mit ihrer großen Leidenschaft, die drei Dinosaurier Müller, Wittmann und Umminger. Sie ziehen andere mit. Musik macht das Leben reicher – hier ist es zu spüren.
Gestartet war das dreistündige Programm mit dem Auftritt der sieben Jazzer der New Orleans City Stompers. Sie spielten feinen Dixieland-Jazz, Swing alter Tage und Blues und natürlich auch „Ice Cream – News Cream – everybody wants Ice cream“. Das Publikum ging mit, beklatschte jedes Solo, wippte mit den Füßen, schnippte leise mit den Fingern und schloss die Augen: Jetzt in einer Bar oder in einem Keller sitzen mit einem Glas Wein in der Hand und der/dem Liebsten im Arm (und nicht im eher nüchternen Atrium) – ja, das wär‘s!
Kurz wurde an die bewegte Geschichte des Vereins erinnert, an die Höhen und Tiefen, an die glorreichen Zeiten bei „Jazz an der Donau“ (Heinz „Bull“ Huber war unter den Gästen) und an Anekdoten. Dazu gehört jene Geschichte, die Horst Müller gerne erzählt. Bei einem frühen Auftritt in Tittling sei einer zu ihm gekommen und habe gefragt, ob sie auch was „Richtiges“ spielen könnten. Zufällig hatten sie das Trompeten-Echo drauf. „Geht doch“, meinte der Bayerwaldler.
Bert Umminger, der schon mal mit „Herr Flickschuster“ angesprochen wird, erklärte, wie man auf den Namen kam – zu lesen im Jahresbuch des Kultur- und Geschichtsvereins.