Al Di Meola & Gonazalo Rubalcaba, 31. Mai 2014, Atrium Gym VOF


Vilshofener Anzeiger, 2. Juni 2014, von Dorothea Walchshäusl, Fotos: Toni Scholz

Die Saitensprünge zweier alter Hasen

Mit Al Di Meola und Gonzalo Rubalcaba treffen in Vilshofen zwei Giganten tonaler Lässigkeit aufeinander

Dass Kunst schön ist, aber ordentlich Arbeit macht, wissen wir spätestens seit Karl Valentin. Allerdings: Valentin hat das Understatement vergessen – jene unverschämt sympathische Coolness, mit der die echten Cracks die ganze Arbeit mal eben locker beiseite wischen und derart unangestrengt Großes leisten, dass es einem den Atem raubt. Menschen wie Al Di Meola und Gonzalo Rubalcaba zum Beispiel, zwei Koryphäen des Jazz, die das Klavierhaus Piano Mora zur Feier des 20. Geschäftsjubiläums am Samstagabend ins Atrium geholt hat.

Es treffen an diesem Abend zwei Ausnahmekünstler aufeinander, zwei gleichberechtigte Bühnenpartner, charakterstarke Solisten und großartige Kammermusiker. Da ist auf der einen Seite der legendäre amerikanische Gitarrist Al Di Meola. Gut 40 Jahre Jazzgeschichte hat er auf dem Buckel, er ist im Reifestadium seiner Karriere angekommen, noch immer faszinieren seine rasenden Finger, die steilen Läufe und die jaulenden Fusionelemente, mehr aber noch zieht die warmtönenden Dichte in den Bann, die seinen Stücken innewohnt.



Auf der anderen Seite ist da Gonzalo Rubalcaba, kubanischer Pianist, hypersensibler Klangästhet und feingeistiger Improvisator, der ebenso schwerelos die Töne antupft wie er die vollen Bassakkorde aus dem Handgelenk dröhnend in die Tasten schmettert.



Beide sind sie grandiose Techniker, über alle Widrigkeiten erhaben, lässig triumphierend haben sie sich freigespielt. Mehr aber noch sind sie hochkomplexe Klanggestalter, die die Musik genussvoll ausreizen und in ihren feingliedrigen Arrangements durch die harmonischen Welten wandeln. Gleich zärtlichen Verliebten umgarnen sich die beiden Instrumente, sie umtänzeln sich verstohlen, ein zaghafter Blick, eine erste Berührung, immer inniger werden die Bewegungen, immer verschlungener die melodischen Pfade, bis sich Gitarre und Klavier im Rausch der gemeinsamen Improvisation vereinen, einen rockig die Bässe packen, die Musik zu fliegen beginnt und sich ein breites Grinsen auf die Gesichter der Musiker legt.

Oh ja, lieber Karl Valentin, Kunst ist schön. Und wenn man die ganze Arbeit dahinter vergisst, dann ist sie am allerschönsten.