Jazz in der Wurzn: New Orleans City Stompers, 25. Jan. 2013
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- Kategorie: Rückblick
Jazz in der Wurzn am 25. Januar 2013:
Jazzdinosaurier mit neuen Klassikern
New Orleans City Stompers stellten in der Wurz’n neues Programm vor
(Bericht und Foto: Peter Wallner)
Keine Frage, die acht Männer von den New Orleans City Stompers sind die Dinosaurier des Oldtime-Jazz in der Region. Seit über 40 Jahren gibt es diese Band schon, die sich seit jeher dem Dixieland-Jazz, dem Swing alter Tage und dem Blues verschrieben hat, und auch den einen oder anderen Schlager späterer Jahre nicht links liegen lässt. Trotzdem: Die zum Großteil schon erheblich angegrauten Herren – ein U-20 Jungspund ist dabei um den Altersdurchschnitt zu senken – sind sehr junggebliebene Dinosaurier. Nicht zuletzt deshalb versammeln sie auch regelmäßig eine stattliche Fangemeinde um sich. Zuletzt bei ihrem Auftritt am Freitag im Rahmen der von den Jazz-und Musikfreunden organisierten Reihe „Jazz- in der Wurz’n“. Ein weitgehend neues Programm stellten die „Stompers“ ihrem Publikum vor. „Neue Klassiker“, wenn man so will.
Für das rhythmisch-harmonische Fundament sorgten Klaus Brückner, der beherzt und variantenreich in den sechssaitigen Bass griff, zusammen mit dem absolut stilrein spielenden Bobby Schwarz an der Gitarre. Abgerundet wurde die Rhythmusgruppe durch Herbert Weigl, der trotz raffinierter Spielweise nie den musikalisch-historischen Kontext oder gar seine Mitspieler aus dem Ohr verlor. So geerdet konnten sich die Melodievertreter in der ersten Reihe bei ihren Soli bequem aus den sich bietenden melodischen und dynamischen Fenstern lehnen.
Alfred Abel brillierte vor allem beim Kirchenlied „Old Rugged Cross“ mit verträumten Jazzmelodien auf seiner Klarinette, wusste aber auch mit der Mundharmonika umzugehen. Horst Müller – einer der Mitbegründer und Kopf der City-Stompers - ließ bei seinen zahlreichen Soloeinlagen im Wechsel Klarinette oder Altsax sanft singen oder aber mit Nachdruck dröhnen. An den Trompeten standen Toni Ehmann, der zugleich für einen Gutteil des Gesangs sorgte und als Conferencier durch den Abend führte, und Raphael Hermann, der bereits erwähnte Jungspund. Letzterer tat sich vor allem im Satz hervor und wagte nur bei der letzten Zugabe ein Solo. Das dürfte er ruhig öfter tun. An der Posaune das zweite Gründungsmitglied der Oldtime-Formation Luwal Witmman, über dessen musikalische Eruptionen jedes Wort zuviel ist. Man muss sie gehört und gesehen haben.
Für zwei Stücke wurde Heidi Nöbauer - eine der beiden früheren Stammsängerinnen - auf die Bühne gebeten. Sie war als Gast gekommen und ließ sich spontan zu der Einlage überreden. Ein Überraschungsauftritt in jeder Hinsicht also, ein gelungener sowieso.
Es ist augenscheinlich: Hier sind acht Männer zugange, die der pure Spielspaß zusammentreibt und verbindet. Da darf zwischen den Stücken auch mal mit dem Publikum oder auch untereinander gealbert werden. Locker und routiniert wirkt der Auftritt, trotz des überwiegend neuen und außerdem sehr abwechslungsreichen Programms. Und natürlich dürfen (im letzten Set) auch die altgedienten Reißer wie „Eh la bàs“ und das Paradestück „Ice-Cream“ nicht fehlen, wofür die Band mit reichlich Applaus belohnt wird. Denjenigen, die geneigt sind hier naserümpfend von „Biergartenjazz“ zu sprechen, sei gesagt: Die Männer der New Orleans City Stompers beweisen weit mehr unbändige jazzige Spielfreude, atmen mehr New Orleans-Geist, als so manche kopflastige Vertreterjazzkapelle das jemals tun wird.
Ein rundum gelungener Jazzabend.